Seit sechs Jahren bin ich Mitglied bei der Büchergilde Gutenberg. Seit letztem Jahr engagiere ich mich über die Mitgliedschaft hinaus für die Buchgemeinschaft. Bei einem Treffen in Frankfurt kam es zu einem interessanten Gespräch mit Blogger, Kritiker und Autor Stefan Mesch.
Er empfiehlt in einer Buchsprechstunde zwei Mal im Monat Bücher und Literatur auf der Facebook-Seite der Büchergilde und jetzt auch quartalsweise im Print-Magazin. Seine Antworten auf meine Fragen könnt ihr auf Stefans Blog nachlesen.

Stefan wollte von mir wissen, warum ich blogge, was ich an dieser Arbeit schätze und was das alles mit der Büchergilde zu tun hat.
Wo / wie entdeckst du Bücher im Internet?
Vera: Ich bin natürlich viel auf anderen Literaturblogs unterwegs und vertraue auf die Meinung und Einschätzung anderer mir bekannter Blogger, die eine ähnliche Ausrichtung (Sätze und Schätze; Kaffeehaussitzer) haben. Auch die Websites der Verlage und verschiedener literarischer Institutionen sind für mich Informationsquellen. Hin und wieder finde ich ein Buch durch eine Rezension im Onlineangebot der großen nationalen Zeitungen.
Hast du ein Schlüsselerlebnis oder einen besonderen Moment, in dem sich deine Literatur-Begeisterung und das Netz trafen… und du merktest: die digitale Welt macht mein Leben, mein Lesen reicher?
Vera: Nicht zwingend ein bestimmter Moment aber als die ersten Reaktionen auf meinen Blog kamen, als er wahr genommen wurde und er zu Diskussionen on- und offline anregte, da hatte ich das Gefühl, die richtige Entscheidung für mich getroffen zu haben. Das hält bis heute an. Auch die persönlichen Kontakte mit anderen Bloggern haben mich darin bestärkt weiter zu machen. Gemeinsame Projekte sind daraus entstanden, wie z.Bsp. der Blog We read Indie, der auf Literatur aus unabhängigen Verlagen aufmerksam machen möchte. Er wurde vor zwei Jahren von der Bloggerin Klappentexterin ins Leben gerufen.
Warum bloggst du? Wer sollte sich auf deinem Blog umsehen?
Vera: Mir ist die Beschäftigung mit dem Text über die Lektüre hinaus wichtig. Sobald ich mich entscheide einen Beitrag zu einem Buch zu verfassen, setze ich mich noch einmal viel intensiver mit dem Gelesenen auseinander. So finde ich einen anderen Zugang zum Buch und es bleibt länger im Gedächtnis.
Wer sich für Literatur aus dem spanischsprachigen Raum interessiert, ist bei mir auf jeden Fall richtig. Des Weiteren faszinieren mich Bio- und Autobiografien, Klassiker, Belletristik abseits des Mainstream und hin und wieder ein interessantes Sachbuch aus Politik und Geschichte. Mich bewegt gleichermaßen wie sich die Branche entwickelt und so besuche ich regelmäßig Verlage und schaue hinter die Kulissen. Erst vor kurzem startete ich eine Reihe, in der ich Blogs der Buchbranche portraitiere.
Mit wem sprichst du über Bücher, online und offline? Wer kam durchs Netz neu in deine Buch-Gespräche/Buch-Welt?
Vera: Ich gründete vor Jahren einen privaten Lesekreis, weil mir sehr oft der intensive Austausch mit anderen zu einem bestimmten Buch fehlte. Die Diskussionen, die sich dabei entspinnen, sind mir wirklich wichtig und eine unmittelbare Auseinandersetzung kann sich auf einem Blog teilweise schwierig gestalten. Die regelmäßigen und ausführlichen Gespräche mit meinem Vater möchte ich ebenfalls nicht missen. Er sensibilisiert mich für Literatur, die kaum noch jemand kennt oder liest. Durchs Netz kamen die vielfältigen Bloggerstimmen. Mit der Zeit filtert sich heraus, wer ähnliche Interessen hat und dann kommt es zu einem Austausch über die gemeinsame Lektüre auf den Blogs aber auch auf Messen oder privaten Treffs.
Wie kamst du zur Büchergilde und was tust du jetzt hier, im Netz, im Magazin, als Leserin?
Vera: Ich bin seit sechs Jahren Büchergilde-Mitglied und das eher zufällig. Mein Buchhändler um die Ecke hatte die Büchergilde im Programm und so konnte ich irgendwann nicht länger widerstehen. Ich bin Mitglied geblieben und werde es bleiben. Du hast es in einer deiner Antworten schon erwähnt: Wenn dir jemand wichtig ist: Hilf. Unterstütze. Heute gleich. Sonst geht es unter.” Ich möchte die Büchergilde unterstützen. Möchte, dass sie weiterlebt. Kaufe Bücher, empfehle das Konzept Freunden und Bekannten und werde mich im Rahmen der Genossenschaft noch mehr einbringen.
Im Netz versuche ich einen Beitrag zu leisten, indem ich auf Bücher und das Programm der Büchergilde verweise und aktuelle Neuerscheinungen bespreche. Zum Jubiläumsjahr gab es mehrere Beiträge auf meinen Blog, die über reine Buchbesprechungen hinausgingen: Ein Interview mit dem Geschäftsführer Mario Früh, ein Galeriebesuch bei Illustrator Bernhard Jäger und einiges mehr. Über dieses Special intensivierte sich der Kontakt zu den Mitarbeitern in Frankfurt und irgendwann saß man gemeinsam am Tisch und überlegte, wie man zukünftig zusammen arbeiten könnte. In der nächsten Ausgabe des Büchergilde-Magazins führe ich ein Kurzinterview mit der Übersetzerin Kirsten Brandt.
Wenn man sich für Bücher interessiert: Welche Adressen und Geheimtipps hast du?
Vera: Das kommt ja ganz drauf an, welche Art von Büchern man sucht. Erster Tipp: Deine Sprechstunde auf Facebook!
Eigentlich habe ich keine Geheimtipps, halte dafür ständig die Augen und Ohren offen: in Buchläden, beim Blättern in Zeitschriften und Literaturmagazinen und natürlich im Netz. Und ein Tipp für diejenigen, die sich für Literatur aus anderen Kulturkreisen interessieren. Litprom, die Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika gibt einmal im Quartal einen Weltempfänger heraus, der sieben Werke aus diesen Regionen empfiehlt. Oft eine wahre Fundgrube.
Wie arbeitest du an deinem Blog und was magst/liebst du an der Arbeit daran?
Es kostet viel Zeit und Konzentration. Es kommt vor, dass ich tagelang, manchmal sogar wochenlang an einem Beitrag sitze, weil ich nach Worten suche und immer wieder Änderungen vornehme. Das kann auch schon mal anstrengend sein. Seit letztem Jahr führe ich einen Redaktionsplan und behalte so besser den Überblick. Der Blog gibt eine gewisse Struktur vor und das entspricht voll und ganz meiner Arbeitsweise. Er ist zugleich Gedächtnishilfe, Inspiration aber auch eine Herausforderung und eine mir selbst gesetzte Verpflichtung.
Es ist schön zu sehen, wie sich ein Projekt entwickelt. Wenn man sieht, was sich in den letzten vier Jahren, seit es den Blog gibt, alles verändert hat: man selbst, die Art, wie man sich mit Literatur beschäftig und wie man neue Wege der Kommunikation mit Gleichgesinnten entdeckt.
Sehr schöne Idee, dieses Interview über Kreuz, sollte man öfter machen. Vielleicht im Rahmen meiner SeitenBlicke-Reihe? ;)
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Okay, das war am Thema vorbei. Was ich eigentlich sagen wollte: Ich finde es toll, wie ihr euch engagiert, und bin gespannt, was noch kommen wird!
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Liebe Caterina,
wieso am Thema vorbei? Mitten ins Schwarze hast du getroffen. Bin also gespannt, was für „Seiten“ du noch entdeckst und vorstellst!
Und um ehrlich zu sein: Ich bin genauso gespannt wie du.
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