„Ausencias“ – Mit Kunst dem Grauen begegnen

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Gustavo Germano, argentinischer Künstler und Fotograf, möchte nicht vergessen und sucht mit seinem Fotoprojekt „Ausencias“ (Abwesenheiten) nach einem Weg das Grauen seiner Kindheit zu verarbeiten. Während der argentinischen Militärdiktatur von 1976-1983 verschwanden 30.000 Menschen, unter anderem auch der ältere Bruder Germanos. 30 Jahre nach Verfolgung, Folter und Ermordung kehrt der Fotograf in seine Heimatregion Entre Rios zurück und stellt mit Verwandten und Freunden er Verschwundenen alte Bilder an den gleichen Orten und unter gleichen Bedinungen nach – 30 Jahre später fehlen jedoch die Verschwundenen auf den Fotos.
ausencias2Der Münchner Frühling Verlag veröffentlichte das Projekt im Herbst 2010 unter dem Titel „Verschwunden“. Integriert wurden lyrische, journalistische und dramatische Texten vor allem argentinischer Autoren wie Juan Gelman, Jorge Luis Borges, Rodolfo Walsh, Mario Benedetti und Julio Cortázar. Ich bin auf „Ausencias“ im Rahmen einer Ausstellung in Frankfurt aufmerksam geworden. In der Paulskirche wurden damals elf Fotos präsentiert und ich muss gestehen, dass ich selten so eine Gänsehaut während einer Ausstellung bekommen habe. Plötzlich erhalten die Opfer ein Gesicht, eine Geschichte, ein Schicksal. Sieht man sie noch auf dem einen Bild im Kreise ihrer Freunde, Partner und Geschwister sind sie auf dem nächsten Bild verschwunden. Ein wichtiges Buch bzw. Projekt für die Hinterbliebenden und ein bewegendes Buch für alle, die nicht die Augen vor der Vergangenheit schließen wollen!

Für alle Interessierten hier weiterführende Links:

Website von Gustavo Germano
Blog von Gustavo Germano / Ausencias
„Verschwunden“ beim Münchner Frühlingsverlag

8 Kommentare

  1. ah.. ein selten besprochenes Buch, eine Art von Büchern, die selten vorgestellt wird… sehr schön, es freut mich, es hier zu finden. Mich hat es damals auch sehr beeindruckt, die Geschichte von Luz (ich habe das Bild in deinem Blog gesehen, du wirst sie auch gelesen haben) hat mich dann wieder starkt an das Buch erinnert….
    lg
    fs

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  2. Hm, irgendwie wurde mein Kommentar gestern verschluckt.
    Daher noch einmal: vielen lieben Dank für den Tipp, das klingt sehr interessant, bewegend und aufrüttelnd.

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  3. Beeindruckend und zugleich unendlich bedrückend. Ich kann mir vorstellen, was für eine Wirkung diese Bilder auf dich mach(t)en. Ein Projekt, das mit all jenen, die in den leider viel zu vielen Kriegen, Diktaturen und Katastrophen „verschwunden“ sind, wiederholen könnte… und sollte, um – wie du sagst – den Opfern ein Gesicht zu ergeben, die Erinnerung an sie wach zu halten…

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  4. Ein ungemein interessantes Buch, wie mir scheint, auf das ich ohne deinen Hinweis nie gestoßen wäre. Ich erinnere mich an das Thema der desaparecidos aus dem Spanisch-Unterricht. Die Verbindung zur Fotografie spricht mich zusätzlich an. Das kommt auf meinen Wunschzettel!

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