Wenn mich jemand vor einigen Tagen gefragt hätte, was mir zu indischer Literatur einfällt, wäre meine Antwort leider nur ein Achselzucken gewesen. Nun versandte Der ANDERE Literaturklub (eine Inititiative von litprom) dieser Tage aber sein neuestes Quartalsbuch (das ich auch sogleich über Pfingsten gelesen habe) und jetzt kann ich zumindest mit einem Schriftsteller und eines seiner Werke aufwarten. Die Rede ist von Omair Ahmad und seinem Buch „Der Geschichtenerzähler“.
Man ist niemals wirklich bereit zuzuhören, bevor man bereit ist, sich zu verändern.
Der Geschichtenerzähler (namenlos aber nicht gesichtslos) flieht aus seiner Stadt Delhi, die durch die Männer von Ahmed Shah Abdali dem Erdboden gleich gemacht wurde. Auf der Flucht kreuzt er die Besitztümer seiner Feinde und trifft dabei auf die schöne Frau eines der gefürchteten Fürsten, in die er sich auf den ersten Blick verliebt.
Er bietet ihr zugleich seine größte Gabe und Leidenschaft an: das Geschichtenerzählen. Die Fürstin, bekannt für ihr temperamentvolles Wesen und ebenfalls überwältig von dem Gefühl der Liebe, gewährt ihm Unterkunft und die Möglichkeit seiner Angebeteten nahe zu sein. Zwischen den beiden entbrennt ein „Duell“ der Geschichten, die von Verrat, Liebe, Krieg und Verlust handeln. Sie verstehen es ihre Emotionen als versteckte Botschaft zu übermitteln und erleben dabei Niederlage, Enttäuschung aber auch das süße Gefühl des Verliebtseins.
Sprachlich ist „Der Geschichtenerzähler“ eine wahre Perle und es ist sicher der guten Übersetzung zu verdanken, dass man in die mystische Welt des Orients eintauchen und sich dabei verlieren kann.
Original: „The Storyteller´s Tale“