Es gibt Phasen, in denen mehr Kinderbücher als sonst bei mir eintrudeln. Das liegt an den so wunderbar gestalteten Bilderbüchern oft mit Illustrationen, die geradezu zum Träumen und Fantasieren einladen. Eine Überraschung ist das zu Hause längst nicht mehr. Bücher werden hier inhaliert und sind so normal, so dass der Größte letztens meinte, ich möchte irgendwann mal so viele Bücher wie Mama haben. Das aktuelle Buch, was ich schon in der Vorschau entdeckt hatte, brachte eine ganz neue Seite meiner Kinder zutage. Doch zunächst möchte ich euch das Buch vorstellen.

Ein Umzug ist für jedes Kind ein großer Einschnitt. Auch für Jonas. Aber er ist nicht der einzige neue Mieter im Wohnhaus. Während eines gewaltigen Sturms taucht plötzlich Herr Ozean auf. In ihm findet Jonas einen neuen Freund. Jonas hilft ihm seine kleine Wohnung einzurichten und schenkt dem kleinen Mann mit Muschelhut eine Socke, die sofort als Hängematte eingesetzt wird. Übermütig bastelt Jonas noch am selben Tag ein Klingelschild für Herrn Ozean und hängt es direkt unter seinen eigenen Klingelknopf. Doch schon bald vermisst der Seemann seine Heimat, sein Meer. Die beiden Freunde suchen gemeinsam einen Weg, wie Herr Ozean zu einem neuen Schiff kommt und müssen dabei ein Abenteuer überstehen. Ungeahnte Hilfe bekommen sie von den Nachbraskindern
© Louise Heymans / kunstanstifter
„Ein Seemann namens Ozean“ ist ein Buch über eine ganz besondere Freundschaft über Loyalität und die Einsicht, dass etwas Neues auch eine Chance bedeuten kann. Besonders gut gefallen mir die Illustrationen von Louise Heymans. Schon das Cover hatte mich sofort überzeugt. Die Bilder sind durch ein sehr aufwendiges Verfahren entstanden. Zunächst wurden die einzelnen Folien mit Farben bestrichen und anschließend Bildelemente mittels Radiernadel aus der Farbfläche herausgearbeitet. Im letzten Arbeitsschritt werden die Folien gescannt und digital übereinandergelegt.
© Louise Heymans / kunstanstifter © Louise Heymans / kunstanstifter
Und obwohl wir hier schon ganz andere Bücher lesen könnten, greifen wir doch alle gern zu Bilderbüchern zurück. „Ein Seemann namens Ozean“ ist genauso ein Glücksgriff. Nach der Lektüre verlangte das begeisterte Publikum bereits nach dem zweiten Teil der Geschichte. Etwas überfordert antwortete ich, dass das Buch soeben erst erschienen sei und es noch keinen zweiten Teil gäbe. Die Erklärung half nichts und die Forderungen nach der Fortsetzung wurden lauter. Als ich vorschlug, dass wir doch den zweiten Teil selbst schreiben könnten, war die Begeisterung groß und es ging an Blatt und Stifte.

An dieser Stelle möchte ich gern noch auf den Verlag eingehen, der sich fast ausschließlich auf Bilderbücher für Erwachsene und Kinder mit hochwertigen Illustrationen spezialisiert hat. Von daher ist es kein Wunder, dass „Ein Seemann namens Ozean“ beim kunstanst!fter Verlag erschienen ist. Schlägt doch das Verlagsherz „für schräge, witzige, absurde, skurrile, außergewöhnliche, provokante, aber intelligente und handwerklich sowie formal gut angefertigte Zeichnungen.“
Ich hatte bereits 2014 ein Kinderbuch aus dem Verlag vorgestellt. „Eule Sili“ von Verena Stegemann & Orlando Hoetzel. Und im gleichen Jahr ein Interview mit der Künstlerin und Illustratorin Yimeng Wu zu ihrem Buch „Paris toujours“ geführt.
Louise Heymans: Ein Seemann namens Ozean
kunstanst!fter Verlag, Mannheim 2020