Kurz und knapp zur Frankfurter Buchmesse 2019

Ich habe aufgehört meine Messebesuche in Frankfurt und Leipzig zu zählen. Was ich aber immer wieder aufs Neue feststellen kann: Neben den vielen Büchern entdecke ich nach wie vor Verlage, Projekte und Institutionen, die ich noch nicht kannte. Drei davon möchte ich Euch kurz vorstellen:


Ein riesiger Stand weckte mein Interesse. Besucher sollten aus ihrem Gedächtnis Ländergrenzen auf einem tablet nachzeichnen. Das Ergebnis wurde dann an eine Wand projiziert. Das Angebot es doch selbst zu probieren, lehnte ich dankend ab. Blankes Entsetzen packte mich bei der Vorstellung, dass mein Vater (Geografiegenie) dies nur ansatzweise sehen könnte.

Katapult auf der Frankfurter Buchmesse ©glasperlenspiel13

KATAPULT stand auf dem Messebanner. Ein Magazin. Es erscheint bereits seit 2015 und war mir bisher überhaupt kein Begriff. Nun wird es Zeit. Das Greifswalder Unternehmen veröffentlicht quartalsweise das Magazin für Kartografie und Sozialwissenschaft. Hört sich vielleicht ein bisschen trocken an? Keineswegs! Ein Team aus Redakteuren und Wissenschaftlern verfasst aus Statistiken und Studien der Sozialwissenschaften vereinfachte und detaillierte Grafiken. Diese sind zuweilen auch ziemlich witzig.

Katapult ist unabhängig und gemeinnützig. Sie fördern die Wissenschaft und Forschung sowie die Volks- und Berufsbildung. Das Besondere? KATAPULT erscheint nur als Print und nicht als e-paper. Schaut Euch unbedingt auf der Website um. Da gibt es u.a. einen Les-O-Mat, der für euch ermittelt, welches Magazin/welche Zeitung ihr lesen solltet.


Der Onlineatlas der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen von 1933 existiert bereits seit 2013. Auf der Website entsteht ein Atlas mit aktuellen Fotografien, um die vergessenen Orte der Bücherverbrennungen sichtbar zu machen. Des Weiteren ermöglichen interaktive Panoramen, Hintergrundtexte und historische Materialien ein individuelles Entdecken. Das Projekt befasst sich mit den Fragen: Wie sehen die Orte, fast 90 Jahre nach den Bücherverbrennungen, heute aus? Welchen Zweck erfüllen die Orte heute und wie betrachten wir sie in dem Wissen um das historische Geschehen? Und gibt es sichtbare Zeichen der Erinnerung an den Orten? Ziel ist es schließlich einen Beitrag zur Erinnerungskultur zu leisten.

Leipzig | Volkshaus in der Südvorstadt, Karl-Liebknecht Straße ©Jan Schenck
Am 2. Mai wurde das Leipziger Volkshaus besetzt, 25 anwesende Geschäftsführer und Bezirksleiter in Schutzhaft genommen und die erbeuteten Bücher und Akten verbrannt. Unklarheiten bestehen ob bei dieser Aktion tatsächlich Bücher verbrannt wurden oder ob die Bücherverbrennung schon am 9. März stattfand.

Am Messestand des Projekts gab es Postkarten der bereits fotografierten Orte und ich habe ein Foto gefunden, was mir sehr bekannt vorkam. Es zeigt eine Teilaufnahme des Volkeshauses in Leipzig. Die Karte steht nun auch als Erinnerung auf meinem Schreibtisch.


Einige kennen vielleicht noch den Faber & Faber Verlag aus Leipzig. Dieser hat nach acht jähriger Pause seine verlegerische Tätigkeit wieder aufgenommen und ich hatte am Verlagsstand die Möglichkeit mir das Programm näher anzuschauen. Zu finden sind Belletristik, Kulturgeschichte und Kunst, vor allem aber hochwertig illustrierte Literatur.

In Erinnerung an Alt-Verleger Elmar Faber erscheint zudem dessen Briefwechsel mit Christoph Hein zwischen 1983 und 2017. Es wird die Edition mit Porträtplastiken wiederbelebt und mit großen AutorInnen des 20. Jahrhunderts – von Ingeborg Bachmann über Gottfried Benn, Thomas Bernhard, Bertolt Brecht, Thomas Mann bis zu Christa Wolf – weiter geführt. Da steht wohl demnächst ein Verlagsbesuch an.

– Der Traum in uns –

Dieses Jahr war Norwegen das Gastland. Ich muss gestehen, dass ich mich nicht wirklich damit auseinandergesetzt habe. Dafür aber viele andere BloggerInnen. So beschäftigt sich Constanze von Zeichen und Zeiten auf ihren Blog schon immer speziell mit der Literatur aus dem hohen Norden und sie hat ihren ganz persönlichen Rückblick geschrieben. Aber bereits im Vorfeld der Messe gab es viele schöne Norwegen-Beiträge. Einige verlinken ich euch hier: das Special auf literaturreich, Lyrik aus Norwegen auf literaturleuchtet und Trolle Bücher bei der Klappentexterin, Wer lieber etwas hören und sehen möchte, sei BuchGeschichten auf Youtube empfohlen. Ilke hat ein eigenes Video mit 11 Büchervorstellungen aus Norwegen aufgenommen. Einen ganz anderen Blick auf die Messe bekommt ihr bei Fräulein Julia, die ein Logbuch zur Messe veröffentlicht hat. Das spiegelt sehr gut den Aufenthalt einer Bloggerin auf einer Buchmesse wider.

Neben all den Neuheiten gab es aber auch wieder viel Raum für Interviews, Lesungen, Partys und Gespräche mit anderen BloggerInnen. In den nächsten Wochen könnt ihr Euch auf ein Interview mit LiBeraturpreisträgerin Mercedes Rosende und Berichte von Lesungen mit Dirk Nowitzki, Leonardo Padura und Peter Wohlleben freuen. Des Weiteren konnte ich ein langes Gespräch mit Michi Strausfeld führen. Sie hat uns einen wahren Schatz über die Literaturgeschichte Lateinamerikas geschenkt.

Buchmesseheuheiten ©glasperlenspiel13

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4 Kommentare

  1. Es war ein Fest, Dich auf der Messe wiederzusehen!
    Auf Katapult stieß ich dieses Jahr in Leipzig. Schön, dass Du sie hier vorstellst.
    Vielen Dank für die Verlinkung! Ich hoffe, wir sehen uns noch vor Leipzig wieder. :)

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  2. Schön, dass wir uns wieder gesehen haben. Ich denke, die Messe ist so vielfältig, dass sie für jeden etwas bietet, auch Überraschungen und wunderbare Begegnungen. Ich habe die drei Tage als eine sehr intensive Zeit wahrgenommen. Vielen Dank für die Erwähnung. Viele Grüße, Dir eine gute Zeit und bis Leipzig (almost hometown) :)

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