Vor einiger Zeit kündigte ich eine neue Reihe auf glasperlenspiel13 an: DIE GRÜNE REIHE. Ich möchte damit die Nachhaltigkeitsbestrebungen innerhalb der Verlags- und Buchbranche aufzeigen. Das erste spannende Projekt stelle ich Euch in Form eines Interviews vor: Matabooks aus Dresden.
Ich habe Euch 2019 auf der Leipziger Buchmesse entdeckt und war sofort von Eurem Konzept begeistert. Könnt Ihr Euer, in dieser Art einzigartiges, Projekt kurz erläutern? Seit wann gibt es Euch und wer steht hinter Matabooks?
Matabooks gibt es erst seit Anfang 2018 und ist damit noch ein recht junger Verlag. Gegründet hat das Start-up Kay Hedrich, der Buch- und Medienproduktion und Medienmanagement studiert hat. Wir bei Matabooks sind insgesamt 20 Menschen, die sich mit Begeisterung für nachhaltige Ideen – wie die Herstellung veganer Bücher aus Graspapier – engagieren und diese mit anderen teilen wollen.

Wie kam es zur Gründung? Und wie kam der Name Matabooks zustande?
Unser Gründer Kay Hedrich ist auf seiner Reise durch Indien auf die Ausmaße der weltweiten Umweltverschmutzung aufmerksam geworden und entschloss sich daraufhin, aktiv etwas für unsere Umwelt und gegen ihre Verschmutzung zu unternehmen. Aus diesem Antrieb ist Matabooks entstanden. Das Wort „Mata“ leitet sich von dem Wort Mutter aus der indischen Ursprache Sanskrit ab und steht für Nachhaltigkeit und Liebe zur Mutter Natur.
Die ersten veganen Bücher aus Graspapier
Der Nachhaltigkeitsgedanke ist ja Euer wichtigstes Anliegen. Graspapier als Rohstoff ist aber an sich nichts Neues. War Graspapier als Grundlage gesetzt oder hattet Ihr auch Ideen in andere Richtungen?
Die Idee an sich, Gras zur Produktion von Papier zu nutzen, stammt nicht von uns. Allerdings entstand bei Matabooks die Idee, dieses Graspapier für die Herstellung von Büchern zu verwenden. Daneben gab es noch weitere Rohstoffe, die in Betracht gezogen wurden. Zurzeit arbeiten wir an einigen Projekten bei denen wir versuchen diese Ideen in die Tat umzusetzen.
Aber nun mal im Vergleich. Wie ist denn der Co2 Abdruck eines Matabooks im Vergleich zum normalen, konventionellen Hardcover-Buch? Wie sieht es mit dem Co2 Abdruck eines Matabooks aus?
Da uns die Umwelt sehr am Herzen liegt, versuchen wir den Co2 Ausstoß soweit es geht zu verringern. Daher achten wir darauf, dass die Bestandteile für unsere Bücher einen möglichst kurzen Transportweg haben. Darüber hinaus entsteht bei der Produktion eines Matabooks nur geringe Co2-Emissionen. Eine genaue Zahl haben wir noch nicht gemessen, aber wir versuchen unseren Abdruck so klein wie möglich zu halten. Zum Beispiel besitzt keiner unserer Mitarbeiter ein Auto und die meisten nutzen Fahrrad oder die Straßenbahn für den Arbeitsweg.



Bezieht ihr das Graspapier von einem Hersteller oder baut ihr selbst an?
Das Gras zur Herstellung unserer Bücher kommt unter anderem von der Schwäbischen Alb und gelangt von dort aus in die Papierfabrik nach Köln. Dort übernimmt ein Hersteller die Produktion des Graspapiers für uns. Wir drucken und binden lediglich die Bücher selbst in unserem Bindwerk in Dresden. Somit sind unsere Produkte vollständig „Made in Germany“ und fair produziert, was uns besonders am Herzen liegt.
Wie kann ich mir den Herstellungsprozess vorstellen?
Das Gras wird nach der Ernte sonnengetrocknet, wodurch auch der heuartige Geruch unserer Bücher entsteht. Anschließend wird das Heu in der Papierfabrik zu Graspapier weiterverarbeitet. Dabei wird ein Teil recyceltes Papier dazu gemischt, was für die Stabilität notwendig ist. Das Graspapier verarbeiten wir dann selbst zu unseren Matabooks, was noch immer in Handarbeit geschieht.
Ihr schreibt, dass matabooks frei von tierischen Bestandteilen sei. Mir fällt spontan nur der Lederbucheinband bei anderen Büchern ein. Gibt es da ggf. noch weitere Aspekte, die zu berücksichtigen sind?
Tatsächlich gibt es neben dem Lederbucheinband noch weitere Bestandteile bei herkömmlichen Büchern, die nicht vegan sind. Zum einen wird beim Kleben sog. Knochenleim (Glutinleim) verwendet. Um diesen herzustellen werden tierische Bestandteile wie Häute, Knochen und Leder ausgekocht und dann weiterverarbeitet. Auch der Farbstoff Karmin (E120) ist nicht vegan, zu dessen Herstellung Läuse verwendet werden. Bei Matabooks werden diese Bestandteile durch vegane Alternativen ersetzt.
Was für Bücher und Produkte bietet Matabooks momentan an? Fokussiert Ihr Euch auf bestimmte Genres oder thematische Inhalte?
Momentan findet ihr Postkarten, kleine und große Notizbücher, einen Jugendroman und zwei Kinderbücher bei uns. Darüber hinaus bieten wir auch Kuverts und Kopierpapier an. Alles natürlich aus Graspapier. Eines unserer Lieblingsprodukte ist unser Samenbuch bei dem Blumensamen im Buchdeckel eingearbeitet sind. Wenn man das Büchlein in die Erde pflanzt wachsen Wildblumen daraus. Der Gedanke dahinter ist, Mutter Natur wieder etwas zurück zu geben, was das Konzept von Matabooks aufgreifen soll. Wir fokussieren uns nicht auf bestimmte thematische Inhalte, aber uns ist es wichtig, dass unsere Bücher einen Mehrwert haben und eine Botschaft vermitteln.
Wie entstand Euer Team aus Künstlern und Autoren? Habt ihr proaktiv gesucht?
Das ist ganz unterschiedlich. Viele unserer Künstler und Autoren haben wir über Messen, Festivals oder Soziale Netzwerke kennen gelernt. Manchmal werden wir nach einer Zusammenarbeit gefragt, aber wir haben auch schon Wettbewerbe veranstaltet, um neue Künstler für unsere Coverdesigns zu finden. Generell halten wir immer Ausschau nach neuen Autoren und Designern und sind an Zusammenarbeiten interessiert. Dabei wollen wir vor allem jungen Menschen die Möglichkeit geben ihre Ideen in die Tat umzusetzen und ihre Kreativität auszuleben.
Was ist Euer aktueller Bestseller und was können wir in Zukunft noch von Euch erwarten?
Zu unseren beliebtesten Produkten gehören nach wie vor unsere Notizbücher. Besonders die Motive „Fishing for Ideas“ und „Luna“ werden gerne gekauft. Aber auch von unseren Samenbüchern sind viele Leute begeistert und oft schon wurde der Wunsch nach mehr Produkten mit Samenpapier geäußert. Weiterhin arbeiten wir ständig an neuen Projekten und versuchen unsere Ideen umzusetzen. Zurzeit forschen wir z.B. an einem Gemüsebeutel, welcher biologisch abbaubar und in Zukunft in den Supermärkten zu finden sein soll. Neben anderen Buchprojekten, von denen dieses Jahr noch mehr zu hören sein wird, ist außerdem ein Jahreskalender für 2020 in Planung (bereits erhältlich!) an dem unsere Künstler mitgearbeitet haben.
Vielen Dank für das sehr interessante Gespräch! Das Samenbuch habe ich mir damals auf der Messe gleich gekauft. Es ist bereits voll geschrieben und nächsten Frühling werde ich den Versuch wagen und den Buchdeckel einpflanzen.