Ich freue mich, bereits das zweite Buch von Ángela Pradelli auf glasperlenspiel13 vorstellen zu dürfen. „Unter Freundinnen“ erschien gerade frisch im Rotpunktverlag und schon lag es auch auf meinem aktuellen Lesestapel. Mit „Das Haus des Vaters“ überzeugte sie mich 2012 und in Erinnerung hatte ich noch Pradellis unaufgeregte Art, die stille und einfühlsame Sprache, die leisen Zwischentöne.
Jetzt also ein Roman über vier Freundinnen. Ein Roman? Wohl eher ein Puzzle des Lebens, eine Aneinanderreihung von Kindheitserinnerungen und Gegenwärtigem. Aus verschiedenen Erzählperspektiven werden Episoden und kleine Bruchstücke aus dem Leben der vier erzählt. Mir fehlt zuweilen der rote Faden, da mir nicht immer gleich klar ist wer erzählt und die Sprünge doch recht groß sind.
Vier Freundinnen treffen sich einmal im Jahr immer am 30. Dezember. Weder Geburt, noch Trennung oder sonstige Schicksalsschläge kann sie davon abhalten. Jeder der vier Frauen ist ein eigenes Kapitel gewidmet und ihre Biografien werden durch Alltagssituationen und scheinbar Banalem zum Leben erweckt.
„Mein Vater kam in mein Zimmer, hob mich im Dunkeln auf seine Arme, trug mich hinüber und legte mich neben sich ins Bett. Er fragte nie, warum ich weine. Er umarmte mich, und zusammen versuchten wir, jene Stelle im Bett, die der Tod meiner Mutter kalt hinterlassen hat, wieder warm zu bekommen.“
Der Tod, ein ständiger Begleiter im Roman, wirft lange Schatten auf das letzte Abendessen der Freundinnen. Plötzlich zu dritt stoßen sie auf das Leben an, in der Hoffnung, dass wieder gute Zeiten kommen …
______________
Ángela Pradelli „Unter Freundinnen“
Original: Amigas mias
Rotpunktverlag.; Zürich 2014