„Wir sind was wir lesen!“
Die gebürtige Galicierin stellte gestern Abend ihren Debütroman „Das Erwachen der Señorita Prim“ im Cervantes Institut Frankfurt vor. Für mich war es mal wieder ein kleiner Ohrenschmaus. Spanisch in seiner schönsten Form – Verzauberung pur.

Cervantes Institut Frankfurt
Sehr oft wird Natalia Sanmartin Fenollera die Frage gestellt, wie gerade sie als Wirtschaftsjournalistin ein so emotionales und empfindsames Buch schreiben konnte. Zunächst sei der Ruf der Wirtschaftsjournalisten schlechter als die Realität antwortete sie. Des Weiteren lebe sie ihre Profession ja nicht 24 Stunden am Stück aus. Sie sei eine begnadete Leserin – vor allem die russische Literatur habe es ihr angetan – und vor circa zwei Jahren habe sie der Wunsch ereilt ein Buch zu schreiben. Dabei habe sie vor allem zwei Denkmodelle im Blick gehabt: die traditionelle Welt, also das Universum, was sie in ihrem Buch entfaltet und die moderne Welt, die eben durch Señorita Prim verkörpert wird. Sie selbst bezeichnet den Roman als ein „europäisches Märchen“. Ich möchte in diesem Beitrag eigentlich nicht zu viel vom Buch verraten, da ich es sehr bald mit einem eigenen Artikel vorstellen werde. Ich bediene mich daher an dieser Stelle der Kurzbeschreibung des Thiele Verlags – nur damit ihr eine ungefähre Vorstellung habt.
„Angelockt durch eine ungewöhnliche Stellenanzeige kommt Prudencia Prim, eine unabhängige, gebildete, moderne und mit zahlreichen Titeln versehene junge Frau in San Irene de Arnois an, um dort einem höflichen Mann und seinen Büchern als Bibliothekarin zur Seite zu stehen. Zwar hat Prudencia Prim, die Bücher liebt und selbst auf der Flucht ist vor dem Getöse der Welt, das gute Gefühl, dass dies der Tag ist, auf den sie ihr Leben lang gewartet hat. Doch wie nachhaltig sich ihr Leben verändert wird, weiß sie nicht. Denn in San Irene ist nichts, wie es scheint…“
Aus einer Großfamilie stammend, hörte die Schriftstellerin schon in frühester Kindheit unendlich viele Geschichten. Zur Literatur fand sie relativ schnell durch die umfangreiche Bibliothek ihrer Eltern. Ihr wurde die Freiheit gegeben zu lesen, was sie wollte und so kam sie als kleines Mädchen in Berührung mit vielen klassischen Werken, was sie in heutiger Zeit als ganz wesentlich für die Entwicklung eines Kindes erachtet. Ihrer Meinung nach sind Kinderbücher zu stark reglementiert. Jedes Buch untersteht genauen Altersbegrenzungen nach oben und unten. Eine klassische Ausbildung sollte aber viel umfangreicher und tiefgründiger sein. Daher werden in ihrem Buch auch alle Kinder zu Hause unterrichtet. Sie setzt diesem Modell Señorita Prim als Produkt der aktuellen Ausbildungsmiserie entgegen. Studien und Ausbildung werden immer spezifischer und das Allgemeinwissen hat häufig darunter zu leiden. Kein Titel dieser Welt garantiere einen wirklichen kulturellen Hintergrund. Mit der ungewöhnlichen, ausgeschriebenen Stellenanzeige, die ausdrücklich besagt, dass auf akademische Titel kein Wert gelegt wird und auf die sich Señorita Prim bewirbt, möchte sie auf diese Problematik hinweisen. Natalia Sanmartin Fenollera ist es gleichfalls wichtig und das spürt man eben auch in ihrem Roman „Das Erwachen der Señorita Prim“, dass die Liebe zur Literatur und Büchern weiter getragen wird. Dass Eltern ihren Kindern vorlesen und ihnen so die Möglichkeit geben mit jedem Buch in eine ganz neue, fantastische Welt einzutauchen.
Nach Lesung und Vorstellung der Schriftstellerin entwickelte sich noch ein sehr interessantes Gespräch – auch in Bezug auf Werte und ihre Gedanken zu Erziehung und das aktuelle Schulsystem. Schon jetzt hat sie einen unglaublichen Erfolg mit ihrem Roman, der in 70 (!) Ländern erscheinen wird. Eine Besprechung des Buches erfolgt schon sehr bald!
Du bist ihr begegnet?! Das wäre ich auch gern!
Es klingt, als sei sie genauso außergewöhnlich, wie ihre Senorita Prim. Schön, wie du diese Begegnung beschreibst. Ich mochte den Roman so sehr und bin nun ganz gespannt auf deine Leseeindrücke. Unvergesslich für mich ist, wie sich beim Lesen damals alles um mich herum verlangsamte. Das hat der Roman irgendwie ausgestrahlt.
Eine schöne Zeit mit Senorita Prim :-)
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In der Tat war es ein bereichernder Abend und es ist eine ganz wunderbare Frau und Schriftstellerin.
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