Heute möchte ich Euch ein sehr spezielles Buch vorstellen. Es fällt ein wenig aus dem Rahmen der sonst hier präsentierten Literatur. „Geplant-Verplant?“ ist ein ganz persönlicher Rückblick eines Menschen, der 1945, nach Kriegsende, als junger Mensch die DDR mit aufgebaut hat. 40 Jahre lang hat Dr. Karl-Heinz Blaurock in leitenden Funktionen der Planwirtschaft in Leipzig gearbeitet, dabei viele interessante Personen der Zeitgeschichte, wie Che Guevara und Angela Davis, kennen und schätzen gelernt und Einsichten in das strukturelle Gefüge auf kommunaler Ebene der Deutschen Demokratischen Republik erhalten. Er beschreibt in seiner autobiografischen Schrift ein komplettes Arbeitsleben – von 1945 bis 1990 – versucht dabei subjektiv das Geschehene darzustellen aber auch objektiv Fehler einzugestehen. Er erzählt sowohl von den negativen aber auch von positiven Seiten dieser Zeit, geht dabei mit sich selbst und mit anderen ins Gericht. Zuweilen ist der Bericht sehr detailliert, für Laien, die sich auf dem Gebiet der Planung zu Zeiten der DDR nicht auskennen nicht immer ganz einfach nachzuvollziehen und vieles an Vokabular existiert so nicht mehr.
Dem Leser gibt Blaurock mit auf dem Weg:
„Wenn ich bei der Betrachtung meines Weges in das politische Leben schreibend um Klarheit bemüht bin, dabei den Versuch unternehme, Fehler und Mängel wie Mosaiksteinchen zusammenzustellen, die schließlich alle zusammen zum Scheitern der DDR beitrugen, betone ich von vornherein, wir brauchen uns bei niemanden zu entschuldigen. Östliche Freiheit war die Einsicht in die Notwendigkeit dessen, was wir für Sozialismus hielten, westliche Freiheit dagegen ist die Einsicht in die Notwendigkeit, die Herrschaft des Kapitals und deren politische Macht. Die entwickelte sozialistische Gesellschaft hat es nie gegeben. Die Betonung liegt hier auf entwickelt. Das habe ich in der Planung mit am deutlichsten gespürt, ohne vom Grundanliegen her eine bessere Lösung zu wissen. Es waren höchstens Versuche auf dem Weg zum Sozialismus, die nicht gelungen sind.“
Intention des Autors war es Bericht abzulegen, seine Sicht der Dinge darzustellen und auch aktuellen Richtungen in der Geschichtsschreibung entgegenzuwirken. Aus ganz persönlichen Gründen habe ich zu diesem Buch gegriffen, habe dadurch viele Begebenheiten und Informationen über Leipzig, meine Heimatstadt, erfahren. Vertrautes wieder erkannt und Neues entdeckt. Man begegnet einem Menschen, der für seine Überzeugungen eintritt und diese heute noch verteidigt, der aber auch zweifelt und kritisch hinterfragt, ein Mensch, der andere weder bekehren noch sich und seine Handlungen rechtfertigen möchte, sondern nur bemüht ist, sein Lebensweg schriftlich festzuhalten, um folgenden Generationen ein anderes, differenzierteres Bild zu geben. „Geplant-Verplant?“ ist sicher keine Bettlektüre für jederman aber durchaus ein ganz wichtiger Beitrag für die Geschichtsschreibung zur DDR!
Diesen Beitrag möchte ich einem geliebten Menschen widmen
Die Bücherliebhaberin
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