Javier Marías in Frankfurt

Javier Marías in Frankfurt
Javier Marías in Frankfurt

Kaum aus Leipzig zurück, geht das literarische Alltagsleben in Frankfurt weiter. Gestern Abend war Javier Marías in der Stadt, genauer gesagt im Literaturhaus, und stellte seinen neuen Roman „Die sterblich Verliebten“ vor. Natürlich war ausverkauft, hier und da hörte man das melodische Spanisch und unter der 50+ Generation (was nicht abwertend klingen soll), entdeckte ich auch so manch junges Gesicht.

Marías war nach der Trilogie eigentlich des Schreibens müde, ja er meinte sogar in einem Interview er hätte alles gesagt, was es zu sagen gibt. Nun also doch einen weiteren Roman, der 11. immerhin. In Spanien wurde „Los enamoramientos“ (spanischer Originaltitel) bei einer Umfrage der Tageszeitung El País zum besten Buch des Jahres gekürt. Gute Voraussetzungen also, um auch in Deutschland wieder alle Rekorde zu brechen.

Zum ersten Mal seit seinem Debüt mir „Los dominios del lobo“ im Jahre 1971 verwendet er, aufgrund der besonderen Geschichte, eine weibliche Erzählerin. Die Unterschiede seien nicht ganz so groß, antwortet er auf die Nachfrage von Lektorin Michi Strausfeld. Der Erzähler(in) muss beobachten, erzählen und nachdenken. Er kenne viele Frauen, die sehr gut beobachten, fantastisch erzählen und nachdenken können, dabei noch besonders intelligent seien. Hingegen gibt es genau so viele Männer, die weder beobachten und erzählen noch nachdenken können.

In diesem Beitrag möchte ich nicht näher darauf eingehen, was Balzac mit dem Roman zu tun hat oder was es mit der Verliebtheit auf sich hat. Dazu dann mehr, wenn ich das Buch hier vorstellen werde.

Michi Strausfeld (Lektorin), Javiar Marías,  Anna Böger (dtsch. Text)
Michi Strausfeld (Lektorin), Javiar Marías,
Anna Böger (dtsch. Text)

Ein besonderer Dank geht an die Lektorin Michi Strausfeld, die mit überragender Übersetzungsleistung auch dem nicht spanischsprachigem Publikum einen interessanten Abend bescherte. Marías vergaß bei seinen Ausführungen hin und wieder, dass das Gesagte ja auch noch übersetzt werden muss, entschuldigte sich aber immer wieder höflich bei Strausfeld. Als er es doch nicht sein lassen konnte, meinte er scherzhaft „Salta algo – Überspring irgendwas“. Großes Gelächter. Es war ein stimmungsvoller Abend, Marías gab auch einige private Details preis und ich konnte endlich wieder diese wunderschöne Sprache hören und genießen.

Bis zum bitteren Ende bleibt er ein sympathischer Mann und Autor. Nicht jeder Schriftsteller nimmt sich die Zeit und fügt seiner Unterschrift noch einen kleinen Spruch hinzu. Hier die meinigen:

7 Kommentare

  1. Liebe Vera,
    noch so eine tolle, die Du besucht hast!
    Ich muß gestehen, daß ich Marías noch vor mir habe. Er steht auf meiner Liste für 2015, die ich die Tage auf meinem Blog freischalte. Akutell stehen hier „Schwarzer Rücken der Zeit“ und „Mein Herz so weiß“. Ich bin gespannt. Die Buchhändlerin, die mir „Mein Herz so weiß“ verkaufte, war total berührt und meinte: „Oh, Sie Glückliche! Ich beneide Sie, daß Sie dieses Buch noch vor sich haben!“ Allerdings traue ich mich seitdem auch nicht ran. Lach.

    Herzlichst,
    Mina

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  2. Ehrlich gesagt, musste ich auch kurz an dich denken, da ich ja erst vor kurzem zufällig erfahren habe, dass du so ein großer Marías-Fan bist. Dir hätte der Abend auf jeden Fall gefallen. Er wird sich er nicht das letzte Mal in Deutschland gewesen. Gerade weil er weiß, wie viele Leser und Leserinnen er hier hat.

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  3. Hach, wenn du mich jetzt sehen könntest, liebe Bücherliebhaberin. Ich gucke etwas neidisch und lächle doch glücklich vor mich hin. Vielen, vielen Dank, dass du dieses schöne Literaturerlebnis mit uns geteilt hast. Marías ist mir einer der liebsten Schriftsteller, aber das weißt du ja schon. ;-)
    Neidisch bin ich, weil ich nicht auch da war. Glücklich bin ich, weil du die Lesung so bezaubernd beschrieben hast.
    Bleibt mir nur noch, „Die sterblich Verliebten“ auch endlich zu lesen, sobald ich ein wenig Ruhe und Muße dafür habe. Beides ist für einen Roman von Marías unabdingbar. :-)

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  4. Marías meint den Namen. Nabokovs Frau hieß auch Vera. Die rechte Widmung bedeutet so viel wie „…vielleicht ihr Lieblingsroman.“ Obwohl mir „Alle Seelen gerade nicht so gut gefallen hat.

    Ich durchstreife regelmäßig das Internet auf der Suche nach Lesungen. Das könnte ich mir nicht verzeihen so eine Chance zu verpassen. Hoffen wir, dass es nicht der letzte Roman war.

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  5. Habe ich die Widmung auf dem rechten Foto richtig gelesen: „Für Vera, wie die Frau von Nabokov“? Ich bin jetzt mal neugierig: Was meint er damit? Die rechte Widmung kann ich nicht wirklich entziffern.

    Mist aber auch, ich war soeben auf Marías blog und sehe, dass er vor vier Tagen in Zürich las, schade, schade (:

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