Mario Vargas Llosa: Literatur ist Feuer

Mario Vargas Llosa in Frankfurt
Mario Vargas Llosa in Frankfurt ©glasperlenspiel13

Er war also da: Mario Vargas Llosa besuchte am 14. Oktober Frankfurt und beehrte das Publikum im Schauspielhaus mit seinem neuen Roman „Der Traum des Kelten“. Was blieb nun hängen von diesem Abend? …. ein wenig Ernüchterung. Ich hatte das Gefühl eher einer elitären Veranstaltung beizuwohnen (bei 16 Euro Eintritt wird schon vorab mächtig aussortiert) als einer Lesung. Das Durchschnittsalter des Publikums mal wieder um die 50 und auch Llosa selbst wirkte sehr distanziert. Kein persönliches Wort (weder „Guten Abend“, noch ein „Danke schön“) an das Publikum, das doch gekommen war, um ihn zu hören.

Mario Vargas Llosa mit der Bücherliebhaberin
Mario Vargas Llosa mit der Bücherliebhaberin ©glasperlenspiel13

Zu hören bekamen wir stattdessen einen kleinen Auszug aus dem Roman auf Spanisch, von ihm selbst vorgetragen, und zwei längere Passagen auf Deutsch. Das Interview mit Literaturkritiker Denis Scheck und dem Kulturkorrespondenten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Madrid Paul Ingendaay wurde auf Englisch gehalten. Natürlich für eine bessere Verständigung aller aber für mich persönlich eine kleine Enttäuschung. Höre ich doch so gern diese Sprache aus dem Mund der Muttlersprachler.

Am Ende, es scheint schon in den Hintergrund gerückt zu sein (entschuldigt bitte), möchte ich doch noch ein paar Worte zu dem neuen Werk Llosas verlieren. „Der Traum des Kelten“ ist einem ganz besonderen Mann

Mario Vargas Llosa: Der Traum des Kelten
Mario Vargas Llosa: Der Traum des Kelten

gewidmet, dem Iren Roger Casement (1864-1916), der trotz seiner aufklärerischen Arbeit weitgehend unbekannt ist. Er deckte bei seinen Reisen (Kongo und Brasilien) als britischer Diplomat die Schandtaten der hiesigen Kolonialherren und Unternehmen auf und verschaffte sich mit seinen Publikationen internationales Gehör. Schließlich setzte er für die irische Unabhängigkeitsbewegung sein eigenes Leben auf Spiel. Er geriet zwischen die Fronten und wurde 1916 des Hochverrats für schuldig gesprochen und gehängt. Auf die Frage, warum er keine Biografie geschrieben hätte, antwortete Llosa er sei eben Schriftsteller und kein Historiker. Außerdem kann er mithilfe der Fiktion die vielen Leerstellen in Casements Biografie füllen und Widersprüche glatt bügeln.

4 Kommentare

  1. Den einen scheint der Erfolg in den Kopf gestiegen zu sein. Am 28. Oktober werde ich an die Lesung von J.C. Coetzee in Zürich gehen, ebenfalls ein Literatur-Nobelpreisträger. Bin gespannt, was mich da erwartet. Ich werde dann berichten.

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